Die magische Wintersonnenwende – ab diesem Datum werden die Tage langsam wieder länger. Rund um diesen Tag ranken sich viele Geschichten. Noch dazu gibt es viele Gelegenheiten um einen Blick in die Zukunft zu erhaschen. Von Pantoffel-werfen, bis zu Hundegebell über richtiges Räucherwerk ist am Tag der Wintersonnenwende alles dabei. Dieser magische Tag ist eine perfekte Gelegenheit, um den Stress der vorweihnachtlichen Zeit hinter sich zu lassen, sich Zeit zu nehmen und zu räuchern.

Bellende Hunde, fliegende Pantoffeln und hüte – Zeit zum Orakeln
Im bäuerlichen Jahreskreis ist die Wintersonnenwende als Thomasnacht bekannt. In manchen Regionen beginnen mit diesem Datum die Raunächte. Ich habe diesen Tag schon als Kind geliebt. Gemeinsam mit meiner Oma habe ich mich jedes Jahr in der Kunst des Pantoffelwerfens (Dialekt Potschen schmeißen) geübt.
Die „Kunst“ ist schnell erklärt – man setzt sich mit dem Rücken zu Türe, an einem Fuß baumelt ein Pantoffel und diesen wirft man dann schwungvoll in Richtung Türe. Zeigt der Pantoffel hinaus, so steht im nächsten Jahr eine Hochzeit bevor. Zeigt der Pantoffel in Richtung der Stube, so blieb man im nächsten Jahr unverheiratet.
Ein anderes kleines Orakel ist das sogenannte Hütchen heben (Hiatl heben, Lassln, Lösseln, Hüatl heben). Bei dieser Tradition versammeln sich die Familienmitglieder oder Freunde rund um einen Tisch auf welchem neun Hüte platziert sind. Unter jedem dieser Hüte versteckt sich ein Symbol mit einer eigenen Bedeutung.
Ring = Heirat, Verlobung, Freund, Bindung
Schlüssel = eigenes Haus, Wohlstand oder gegenteilig = Arrest
Puppe = Kindersegen
Geld = Reichtum, Geldzuwachs, Gewinn
Wanderbinkerl = Übersiedlung, neue Stelle, auswandern
Kamm = „lausige“, schlechte Zeiten, Armut, Verlust
Buch = Weisheit, Lernen, Aufstieg
Polster = Krankheit
Brief = Liebesbrief, gute Nachricht
Jede Person darf drei Mal einen Hut heben, wenn bei jeder Runde das gleiche Symbol aufgehoben wird, so gilt es als ziemlich sicher, dass genau dieses im nächsten Jahr auch eintreffen wird.
Bettstadl treten
Ein weiteres Orakelspiel in der Thomasnacht bzw. zur Wintersonnenwende ist das sogenannte Bettstadl, Bettstattl oder Bettstaffel treten. Je nach Region unterscheiden sich nicht nur das dabei aufgesagte Sprücherl, sondern auch der Name.
Am Tag der Wintersonnenwende bzw. Thomasnacht sagten junge Mädchen bevor sie schlafen gingen folgendes Spruch auf:
“ Bettstadl i bitt di, Bettstadl i tritt di,
Heiliger Thomas i bitt di, loss ma erschein, den Herzallerliabsten mein.“
Die Legende besagt, dass der Mann der einem in dieser Nacht im Traum erscheint der Mann ist, den man auch heiraten wird.
einen Baum schütteln und Antworten bekommen?
Eine weitere Möglichkeit um zu erfahren, woher der zukünftige Ehemann stammt ist das Bäume rütteln (Bamerl schütteln). Dabei gehen junge Mädchen am Abend der Thomasnacht zu einem Obstbaum und schütteln in kräftig. Auch hier wird, wie beim Bettstadtl treten, ein Spruch gemurmelt.
„Bamerl, i schüttel di, Bamerl, i rüttel di, host du koan Monn für mi?“
Aus der Richtung, aus der das Mädchen nun den ersten Hund bellen hört, stammt der Angetraute.
Wintersonnwende Räuchern – welche Kräuter verwende ich?

In machen Regionen stellt die Wintersonnenwende bzw. Thomasnacht die erste Raunacht dar. Unabhängig davon ist diese besondere Nacht eine gute Möglichkeit um sich langsam vom alten Jahr zu verabschieden und die Wiedergeburt des Lichtes (die Tage werden nun wieder länger!) zu feiern. Das kannst du sehr gut in dem du diesen Tag mit räuchern zelebrierst.
Traditionell werden zur Wintersonnenwende Kräuter verräuchert, die beim gegenüberliegenden Fest im Jahreskreis, der Sommersonnenwende, geerntet werden. Diese symbolisieren die Wiederkehr des Lichtes und geben damit neue Hoffnung auf das Leben, dass nun in den nächsten Wochen und Monaten wieder beginnt zu keimen.
Zu den Räucherkräutern für die Wintersonnenwende gehören unter anderem:
– Johanniskraut
– Königskerze
– Mariengras
– Wachholder
– Beifuß
– Fichtenharz
– Mistelblätter
– Weihrauch
– Zimt
– Rosenblätter
– Myrrhe
– Alantwurzel
Du kannst dich bei der Räucherung an diesem besonderen Tag der Wintersonnenwende fragen, was von dir geboren werden will und was ans Licht kommen darf.
Welches Talent von dir möchtest du dir in den kommenden Raunächten erträumen?
Bei rituellen Räucherungen räuchere ich persönlich immer mit einer Räucherschale und nicht mit dem Stövchen. Es darf hier ruhig „wilder zugehen“ als sonst. 😉
Mein persönlicher Buchtipp:
Heidnische Weihnachten – Dr. Christian Rätsch, Dr. Claudia Müller-Ebeling
persönliche Rituale für die Wintersonnenwende
Wenn du die Wintersonnenwende feiern möchtest, habe ich hier schöne und einfache Möglichkeiten für dich. Die Wintersonnenwende stellt einen Wendepunkt dar, wir bewegen uns langsam aber sicher von der dunklen Jahreshälfte wieder in die hellere Jahreshälfte hinein. Daher ist DAS Symbol der Wintersonnenwende die Spirale.
Du kannst je nachdem ob bei dir zuhause Schnee liegt oder nicht zum Beispiele eine Spirale im Schnee gehen, du kannst eine Spirale mit Steinen oder anderen Naturmaterialien legen, du kannst bei dir zuhause im Wohnzimmer eine Spirale aus Kerzen legen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Wenn du die Spirale gelegt hast, dann gehst du ganz langsam und bewusst in diese Spirale hinein und fragst dich, was du gerne im alten Jahr lassen möchtest. Wenn du in der Mitte angekommen bist, dann schließe die Augen und stell dir vor du lässt es los. Dann kannst du dir überlegen, was in dir geboren werden darf – ganz wie das Licht, das an diesem Tag wiedergeboren wird. Dann gehst du langsam wieder aus der Spirale hinaus.
Für mich persönlich ist es auch ein schönes Ritual, am Tag der Wintersonnenwende traditionelles Weihnachtsgebäck in Form eines Früchtebrotes zu backen. Das Rezept dazu findest du hier. In dieses Brot knete ich alle meine guten Wünsche und Absichten hinein. Es ist nicht nur eine nette, selbst gemachte Aufmerksamkeit sondern bringt durch die verwendete Gewürze Wärme in den Körper.